Einschätzungen zum Bauspielplatz - Projekt des RaBauKi e.V. auf dem Erfahrungsfeld SCHÖN&GUT
Der RaBauKi e.V. hat sein Bauspielplatzprojekt RaBauKi im Jahr 2012 zum ersten Mal auf dem Fischbacherberg durchgeführt. Mittlerweile ist das Projekt ausgewertet worden. In diese Auswertung gingen Positionen von Kindern, ihren Eltern, dem pädagogischen Team sowie Sichtweisen des Vereins ein. Zusammenfassung: Das Projekt wurde erfolgreich durchgeführt und stieß auf sehr gute Resonanz. In Zusammenarbeit mit der Stiftung „Demokratie im Alltag“ plant der Verein deshalb künftige Aktivitäten auf dem Erfahrungsfeld SCHÖN&GUT.
Rückblick
Mit dem Herbst 2011 stand fest, dass – nach losen Gesprächen in den Vorjahren – im Jahr 2012 ein Bauspielplatzprojekt auf dem Erfahrungsfeld SCHÖN&GUT der Siegener Stiftung „Demokratie im Alltag“ durchgeführt werden konnte. Nach 16 Jahren Bauspielplatz auf dem Siegener Giersberg beschloss das pädagogische Team beim Auswertungswochenende 2011 den Umzug einvernehmlich. Die Chance auf eine ganzjährige Perspektive, die nun auf dem Fischbacherberg geboten war, stand über allen Traditionen und Gewohnheiten. Der Bauspielplatz auf dem Siegener Giersberg war in den vergangenen Jahren ein aufwändiges, aber doch routiniertes Unterfangen. Insofern war der Wechsel auf das noch nicht in diesem Maß erschlossene und in keiner Weise vertraute Gelände auch mit Risiken verbunden.
Die Auswertung hat seitens des RaBauKi-Teams eine sehr positive Bewertung des Sommers ergeben, sodass bei einem Treffen am 29.11.2012 zusammen mit Wolfgang Belitz und Hermann Schmid nicht nur ein Dankeschön-Geschenk übergeben werden konnte, sondern auch der Wunsch überbracht wurde, künftig auf dem Fischbacherberg zu arbeiten.
Vier Perspektiven auf den Bauspielplatz 2012:
Kinder:
Einige Kinder haben zu Beginn des Bauspielplatzes sehr stark interveniert (u. a. über Briefe in der Wunsch- und Meckerbox sowie Gespräche), damit der Bauspielplatz 2013 wieder auf dem Giersberg stattfände. Mit der Zeit des RaBauKi 2012 reduzierten sich diese Bekundungen, ehe sie in der Abschlussreflexion mit den Kindern keine Bedeutung mehr hatten. Parallel haben sich die Kinder das Gelände erschlossen. Neben den „klassischen“ Hütten wuchsen die Hütten in die Hänge hinein. Zeitgleich wurde durch die Kinder auf dem Mittelwall ein die Hütten verbindender Naturpfad angelegt. Die Hütten wurden nicht nur aus Holz gebaut: Zusätzlich modellierten die Kinder die Erdumgebung und schmückten die Hütten mit Steinen aus dem Gelände. Der Baubereich wurde somit gegenüber dem Giersberg bei Weitem attraktiver.
Eltern:
Seitens der (ehemaligen Giersberg-)Eltern gab es im Vorfeld nicht nur das Bedauern des Umzugs, sondern auch der konkrete Vorwurf, dass der neue Platz wenig attraktiv, in weiten Teilen sogar unzumutbar für Kinder sei. Insgesamt aber lässt sich feststellen, dass diese Meinungsbekundung ein Einzelfall war, denn die Anmeldezahlen gingen gegenüber dem Giersberg nicht zurück.
Bei den Auswertungsgesprächen mit den Eltern im Rahmen des Abschlussfests wurden nicht nur das Team und der Bauspielplatz in seiner grundsätzlichen Anlage, sondern auch explizit das Gelände positiv hervorgehoben. Die Anreise sei natürlich für einige („Giersberg-Umzieher“) weiter und damit mit mehr Aufwand verbunden. Andererseits haben andere Familien aus dem Umfeld und vom Fischbacherberg direkten Zugang zum RaBauKi erhalten. Der Platz wurde als vielseitiger und interessanter bewertet.
Seitens der Eltern wurden teilweise die weiten Zuwege beklagt. Wenn Eltern oder Großeltern mit Kleinkindern oder Spenden (z. B. Kiste Wasser) zum Bauspielplatz kamen, wurde die geschlossene Schranke negativ wahrgenommen. Insgesamt wurde die Begründung des kontrollierten Zugangs aber akzeptiert und Einzellösungen gefunden.
Pädagogisches Team:
Das pädagogische Team zeigt sich beeindruckt von der Unterstützung durch die Stiftung und dort insbesondere von Hermann Schmid. Die Erprobung des Projektes auf dem Fischbacherberg ergab aufgrund des Wetters (mit dem zweiten Aufbautag schwenkte das zuvor sehr nasse Wetter auf Hochsommer um) und der Unterstützung zu Beginn (Organisation großer Mengen von Holzschnitzeln zum Ausgleich sehr matschiger Bereiche) ein positives Fazit. Inwiefern das Gelände in derzeitigem Zustand bei starken Regenfällen geeignet gewesen wäre, konnte nur theoretisch beurteilt werden in Anlehnung an die Erfahrungen des zuvor stattgefundenen Zirkusprojektes. Demgegenüber stehen einige Punkte, die im Vorfeld diskutiert worden waren und einer Erprobung standhielten:
Das große Gelände könnte unübersichtlich für die Kinder wie Erwachsenen sein: Die Kinder haben sich weitgehend auf dem inneren Gelände des Bauspielplatzes, nicht aber an Teich oder an den Gebäuden aufgehalten. Dies ist vermutlich vorrangig auf die Attraktivität des Baubereichs zurückzuführen.
Der Fischbacherberg wird nicht akzeptiert: Wie oben dargestellt sind die Anmeldezahlen nur marginal zurückgegangen. Dieser Rückgang liegt im üblichen Schwankungsbereich zwischen unterschiedlichen Jahren.
Das Gelände mit dem Mittelwall könnte unübersichtlich sein: Der Mittelwall hat aufgrund des im Vorfeld hergestellten Durchbruchs im Gegensatz zur im Vorfeld diskutierten Sorge zu einer pädagogischen Bereicherung geführt. Durch die Struktur des Platzes mit zwei verbundenen Baubereichen gestalteten sich die Laufwege der pädagogischen Mitarbeiter/innen beinahe „gezwungenermaßen“ im Kreis. Dadurch gelang es, dass anders als in den Vorjahren alle Bauprojekte im Blick vieler Teamer lagen.
Eine veränderte Klientel könnte eine Abwandlung der pädagogischen Konzeption notwendig machen: Ob die erwartbar andere Klientel eine Anpassung der Konzeption bedürfe, wurde im Vorfeld diskutiert. Beschlossen wurde die offene und partizipative Konzeption unverändert zu belassen und weiterhin flexibel auf die Entwicklungen des Bauspielplatzes einzugehen. Tatsächlich ging dieser Ansatz erfolgreich auf. Trotz des veränderten Einzugsgebiets in der Stadt Siegen konnte zudem kein Unterschied zu den Vorjahren festgestellt werden.
Verein:
Für den Verein war der Schritt vom Giersberg auf den Fischbacherberg eine Herausforderung. Etablierte Unterstützungswege wurden infrage gestellt. Würden sich die städtische Unterstützung und die Hilfe von Firmen verändern, wenn sich die Rahmenbedingungen veränderten? Der RaBauKi e. V. konnte jedoch auf dieser Ebene keine negativen Entwicklungen verzeichnen. Auch der Verein hatte sich im Vorfeld Sorgen gemacht:
Ist das Gelände – abgelegen wie es ist – vor Vandalismus zu schützen?: Nicht alle Bereiche waren einsehbar zu sichern. Bauzäune sollten deshalb den Zeltplatz der Mitarbeiterzelte schützen. Die Hütten im hinteren Baubereich waren abends nicht einsehbar. Vandalismus gab es jedoch nicht. Der Platz fand zwar von Passanten aller Altersgruppen Aufmerksamkeit, aber weder während des Bauspielplatzes noch im Anschluss daran (zwei Hütten, der Lehmofen und zwei Bauwagen verblieben auf dem Platz) sind bislang Beschädigungen erfolgt.
Ist die Lage zu belastend für die Mitarbeiter: Die Randlage und zudem die Höhenlage des Geländes stellt eine Belastung für die pädagogischen Mitarbeiter/innen (oftmals auf ÖPNV angewiesen) des RaBauKi dar. Allerdings stellte sich heraus, dass die Wege zwar weiter, die Anbindungen aber nicht schlechter waren. Insofern stellt dieses im Vorfeld diskutierte Thema kein Problem dar.
Öffentliche Wahrnehmung: Die Presse berichtete umfangreich über den Umzug des Bauspielplatzes. Die Wahrnehmung dieser Berichterstattung war immens. Mitarbeiter des RaBauKi e. V. wurden so oft wie seit langem nicht auf den Bauspielplatz und dessen neue „Heimat“ angesprochen.
Wahrnehmung durch Politik und Verwaltung: Seit Jahren war der Bauspielplatz nicht mehr in diesem Maße der Aufmerksamkeit von Politik und Verwaltung begegnet. Zahlreiche Fraktionen besuchten den Bauspielplatz während des Betriebs, zeigten sich interessiert und gaben positive Rückmeldungen.
Diese Zusammenstellung zeigt, dass das Bauspielplatzprojekt 2012 sehr positiv evaluiert wurde.
Aussicht
Der RaBauKi e. V. plant weiter Bauspielplatzprojekte durchzuführen, im besten Fall auf dem Fischbacherberg. Die Rückmeldung seitens der Stiftung stellt hier eine längerfristige Kooperation in Aussicht. Die Realisierung von Projekten und darüber hinausreichende Aktivitäten hängen jedoch immer auch von personellen Entwicklungen ab: Studierende wechseln in den Beruf bzw. müssen wegen des Berufseinstiegs Siegen verlassen. Die Wirkung solcher nicht planbarer Entwicklungen ist im Vorfeld nicht immer einzuschätzen. Bei Projekten soll eine höhere Beteiligung von fußläufig, d. h. auf dem Fischbacherberg lebenden Kindern und Jugendlichen erzielt werden. Bereits während des Bauspielplatzprojekts 2012 war eine erhöhte Aufmerksamkeit der Anwohnerfamilien zu verzeichnen. Durch geeignete Werbemaßnahmen soll der Zugang dieser Kinder erhöht werden. Auch der in diesem Jahr erstmalig erprobte Jugendbereich soll ausgebaut werden, dabei nicht nur dem Ansatz eines Jugendtreffs folgen, sondern zudem Jugendliche im Geschehen des Bauspielplatzes einbinden.
Inhaltlich strebt der RaBauKi e. V. die Ganzjährigkeit an. Ganzjährig betriebene Abenteuerspielplätze (mit Baubereichen und Werkstätten, Tierhaltung und naturnahen Spiel- und Arbeitsräumen wie Gärten, Biotope, Matschecke und Naturpfad) sind pädagogisch wertvoller einzuschätzen als Ferienmaßnahmen und erfordern überdies anspruchsvollere da überdauernde Aufbauten. Inwiefern dies seitens des RaBauKi e. V., auf dem Erfahrungsfeld Fischbacherberg und innerhalb des Stadtgebiets Siegen zu realisieren ist, will der Verein prüfen. Dafür wird er Anfang 2013 eine Klausurtagung durchführen.
Die im Gespräch durch die Stiftung skizzierten Planungen zur Erweiterung des Geländes des Erfahrungsfelds wie die Anlage einer Bühne, Ausweitung der Werkstätten, Fertigstellung der Festwiese, Modellierung des hinteren Geländes, Anlage eines Mehrgenerationenspielplatzes im Stile Kükelhaus’, Tierhaltung (Ponys und Schafe), passen alle eng zum Konzept eines Abenteuerspielplatzes.
An dieser Stelle möchten wir uns abschließend insbesondere bei der Stiftung, Hermann Schmid für die gute Zusammenarbeit 2012 bedanken. Darüber hinaus bedanken wir uns bei allen Unterstützern, ohne die ein Bauspielplatzprojekt auch in diesem Jahr nicht realisierbar gewesen wäre.