Der Siegener Verein schaut zum Jubiläum zurück und nach vorne
Als Studierende der Universität 1995 im Rahmen eines dortigen Seminars eine Jugendfarm bei Stuttgart besuchten, konnten sie nicht ahnen, was daraus werden würde. Mit den Eindrücken und positiven Erfahrungen ausgerüstet hatten sie allerdings den Plan gefasst, auch in Siegen ein Bauspielplatzprojekt durchzuführen und vor allem zur Etablierung von ganzjährig betriebenen Abenteuerspielplätzen im Siegerland beizutragen. Deswegen haben sie noch im selben Jahr den RaBauKi e. V. – Verein zur Förderung pädagogisch betreuter Bauspielplätze und Kinderbauernhöfe – in Siegen gegründet. 1996 fand das erste Bauspielplatzprojekt statt, noch etwas kleiner und noch so, dass es diesen Namen wirklich verdiente. Es ging im Kern ums Bauen.
15 Jahre später ist „der RaBauKi“ zu einem Großprojekt herangewachsen und eher ein Abenteuerspielplatz als ein reiner Bauspielplatz. Die möglichen Aktivitäten der Kinder auf dem Platz haben sich deutlich erweitert, die pädagogische Grundidee ist aber immer gleich geblieben: Den Kindern einen Ort geben, an dem sie sich erproben können, den sie gestalten können und an dem sie Konflikte aber auch Probleme und Anforderungen gemeinsam lösen. Wer heute auf den Siegener Bauspielplatz kommt, sieht auf den ersten Blick und vor allem in der ersten Woche immer noch das Bauen. Genauer betrachtet findet man aber auch eine Bibliothek, einen Wasser- und Matschbereich, eine Schmiede, eine Zeitungsredaktion für die täglich erscheinende Zeitung, moderierte Streitschlichtungsgespräche, Bereiche für Ball- und Sandspiele, Jonglage, „Stadtteilkonferenz“ mit demokratischen Gesprächen, Ofenbau und Pizzabacken und natürlich (neben vielem, was den Weg in diese Aufzählung nicht gefunden hat) dem obligatorischen Lagerfeuer, an dem Stockbrot gebacken wird und welches Mittelpunkt des Platzes ist mit Gespräch und Gesang. Dies alles sind Angebote, die von den Kindern wahrgenommen werden können, nicht Angebote, die den Kindern zum Konsum dargeboten werden.
So gibt es auf dem Bauspielplatz auch Langeweile: wenn die Freunde nicht da sind und das Bauprojekt ins Stocken geraten ist, wenn das Wetter nicht so mitspielt wie es soll, wenn… Dies ist pädagogisch so gewollt, Bestandteil der RaBauKi-Arbeit: Denn diese Langeweile, ohne die Kinder allein zu lassen, ist dann sehr produktiv, weil die Kinder anfangen, sich umzuschauen, Kontakte aufnehmen, eigene Ideen entwickeln und Interessen heraus arbeiten müssen. Dann wird der RaBauKi zu „ihrem“ Platz, wenn sie ihre Hütte zum Kiosk, zur Post, zur Nägelbank, zum Frisier- bzw. Massagesalon oder zum Bürgermeisterbüro umwandeln.
Während sich das Projekt so immer weiterentwickelte, ist das Vereinsziel eines ganzjährigen Bauspielplatzes bislang nicht realisiert. Unbemerkt sind die Ideen Offener Spielräume in den vergangenen Jahren im Siegerland jedoch nicht geblieben.
Im Siegerland gibt es neben dem Siegener Bauspielplatz RaBauKi mittlerweile zwei weitere regelmäßig stattfindende Bauspielplatzprojekte in Hilchenbach und Bad Berleburg. Zuletzt stellten RaBauKen dem Hilchenbacher Mitarbeiterteam die Offene Pädagogik des Siegener Mutterprojekts vor.
Bei mehreren Schulen war der RaBauKi Ansprechpartner und Berater auf dem Weg zur Offenen Ganztagsschule. In der Kreuztaler Grundschule in Buschhütten konnte zuletzt ein Beitrag von RaBauKi-Referenten aufzeigen, wie Offene Ganztagsschulen von Offenen Spielräumen profitieren können, wenn eine Schule wie die Grundschule Buschhütten analog zu den Abenteuerspielplätzen darauf setzt, vom Kind aus zu denken und versucht dem Einzelnen gerecht zu werden.
In der Siegener Hochschule, woher die meisten Praktikanten des RaBauKi kommen, sind Offene Spiel-räume und speziell ist RaBauKi in zahlreichen Seminaren der (Sozial-)Pädagogik wie der Germanistik Thema. Der Verein hat dort zudem eigene Seminare im Bereich der Offenen Kinder- und Jugendarbeit angeboten.
Doch auch in Sachen Ganzjährigkeit ist der Verein nicht untätig, gleichwohl das Projekt immer große Kraftanteile ausschöpft, bei den begrenzten Potenzialen, die einem kleinen Verein zur Verfügung ste-hen. Nach dem gescheiterten Versuch in der Fritz-Erler-Siedlung das Projekt RaBE zu etablieren – das Gelände gab die Bedingungen für eine Einrichtung eines Abenteuerspielplatzes nicht her, gibt es auch heute wieder wichtige Aktivitäten: So steht der RaBauKi e.V. mit dem Programm „Schön und Gut“ der Stiftung Demokratie im Alltag und mit dessen Projektleiter Hermann Schmid auf dem Fischbacherberg seit Jahren in Kontakt, um dort den Sprung zu einem pädagogisch ungleich wertvolleren kontinuierlichen Angebot zu schaffen.
Über die Dachverbände Bund der Jugendfarmen und Aktivspielplätze sowie den ABA Fachverband für Offene Kinder- und Jugendarbeit steht der RaBauKi e.V. in einem Netzwerk mit ähnlichen Einrichtungen. Das Netzwerk der ehemaligen Teammitglieder besteht daneben weiter. So wurde am vergangenen Wochenende das fünfzehnjährige Bestehen des Vereins auf dem RaBauKi-Bauspielplatz gefeiert: mit freudigem Wiedersehen und Bildern aus 15 Jahren Bauspielplatz, offener Pädagogik und Siegener Hüttenbauern.